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This text was written during our stay in Santa Fe, New Mexico in 2013. Unfortunately it is only available in German.
Brezeln
Die Brezel ist eine der wichtigsten Erfindungen der Menschheit. Und wer hat's
erfunden? Die Schwaben natürlich! Aber wie jede gute Erfindung wird sie weltweit
kopiert. Und das ist auch gut so, denn sonst müssten wir uns hier
ausschliesslich von Cola, Steak, Bagels und Donuts ernähren anstatt mit Sushi,
Spaghetti, Chicken Tikka Masala, und eben auch einer Brezel ein bisschen
Abwechslung zu haben.
Der Schwabe meint jedoch: "So richtig funktionieren tut's aber noch nicht."
Das merkt man schon an der Orthographie. Die Amis schreiben Pretzel als ob sie
nicht wüssten, dass die Schwaben es nicht so mit stimmlosen Konsonanten haben.
Für die Auswärtigen zur Erläuterung: Es gibt selten mal ein K, kaum ein T und
natürlich erst recht kein P. Es heisst Bargbladz, Babschd, Bolizei und so
weiter. Aber man möchte nicht unfair sein. Wenn die Brezel schmeckt, dann kann
man auf die Aussprache pfeifen.
Den ersten Test führten wir auf der Staten Island Ferry in New York durch. Die
Brezel war ok und konnte durchaus mit ausserschwäbischen Erscheinungen
mithalten, also etwa die Qualität, die man in Norddeutschland oder an der
Niederländischen Grenze bekommt. Richtig gut ist anders. Wahrscheinlich ist es
den Amerikanern schon bewusst: In der Disziplin "Brezelbacken traditionell"
bekommen sie so schnell keinen Fuss auf den Boden. Daher flüchten sie sich auch
in allerhand Innovationen. Eine davon haben wir uns in unserem Labor in Santa Fe
näher angeschaut oder besser gesagt anschauen müssen, nachdem Janna die Packung
im Supermarkt in den Einkaufswagen geschmuggelt hat: Pastel Pretzels,
Salzbrezeln in Joghurtschockoladenmasse getaucht. Cheftesterin Janna, der noch
beim Anblick dieser Brezeln das Wasser im Mund zusammenlief, hat sich später
doch eines anderen besonnen. Ich habe vergeblich versucht, eine genaue
Beschreibung des Geschmacks von ihr zu bekommen. Mir selbst reicht der Anblick
völlig... Seit diesem Test liegt die Packung im Küchenschrank und wartet auf den
nächsten unentwegten Besuch, dem wir das ganze als Amerikanische Spezialität
verkaufen (oder auch verschenken) können.
Aber die Hoffnung auf eine gute Brezel stirbt zuletzt, und ich habe sie auch
noch nicht verloren, denn Deutschlands berühmtester Bäckergeselle wohnt ja für
amerikanische Verhältnisse ("It's only a 12 hours drive.") gleich hier um die
Ecke, in Los Angeles. Und wenn unser Jürgen Klinsmann nur halb so gute Brezeln
bäckt wie sein Vater, damals vor 25 Jahren in Botnang, dann bin ich um die
Zukunft der amerikanischen Brezel nicht bange. Vielleicht wäre er damit ja noch
erfolgreicher als mit der amerikanischen Fussballnationalmannschaft. Ich gönne
es den USA von Herzen, aber falls sie die Qualifikation für die WM 2014 nicht
schaffen, dann könnte Klinsi das Team zu einer Brezel- oder Pretzelfactory
umschulen und den Amerikanischen Markt von Westen her aufrollen. Das wäre nicht
sein erstes Projekt, das formal zwar gescheitert eigentlich aber geglückt ist.
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