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Seit Jahren hat es unser Verkehrsministerium versäumt, geeignete Sofortprogramme vorzulegen, die das bisherige Nichteinhalten der Klimaziele kompensieren und die zukünftige Einhaltung der Ziele garantieren können. Nun ist es obsolet geworden. Mit der Novellierung des Klimaschutzgesetzes kann das Verkehrsministerium im Kollektiv untertauchen. Szenarien in denen zwei Ministerien jeweils auf das andere zeigen und dieses zu mehr Einsparungen auffordern, damit doch endlich die Klimaziele eingehalten würden, sind leider sehr plausibel. Dann wird eine Weile auf einenander rumgehackt bis die mediale Aufmerksamkeit abnimmt und dann wird's vergessen; bis zum nächsten Klimabericht.
Was kann man also tun, wenn der Verkehrsminister einem ständig auf der Nase rumtanzt. Eine Startbahn besetzen? Ich hege schon einige Sympathie für die Letzte Generation. Es ist die pure Verzweiflung, die diese Menschen umtreibt. Verglichen mit dem vom Verkehrsministerium systematisch betriebenen Unterminieren des Klimaschutzes sind die Rechtsbrüche der LG doch eher Lapalien.
Wie auch immmer, ich selbst würde es nie fertig bringen eine Startbahn oder Autobahn zu besetzen. Dafür bin ich nicht ausreichend auf Krawall gebürstet. Aber bei der Suche nach Massnahmen bin ich anderweitig fündig geworden. Vielleicht weniger erfolgreich aber probieren kann man es allemal: Evangelisch fahren.
Das war nicht meine Idee, sondern ein Beschluss der Evangelischen Landeskirchen↗. Auf Dienstreisen benutzt man den öffentlichen Verkehr oder falls nicht möglich, dann fährt man nur mässig schnell: 100 km/h auf der Autobahn und auf 80 km/h auf der Landstrasse. Eine hinreichend grosse Anzahl Verkehrsteilnehmer, die sich so verhält, macht Tempo 100 zur Autobahnrichtgeschwindigkeit, et voilà: Tempolimit etabliert. Wie gross die Koalition der Willigen sein muss ist nicht klar. Leider fehlt mir die Zeit für ein paar ausgiebige Simulationen, aber sollte einer meiner Studierenden Lust auf eine Master Thesis zu diesem Thema haben, dann immer hereinspaziert.
Ich fahre jedenfalls nur noch evangelisch. Meine zukünftigen Follower hör ich schon fluchen: "Das ist Verkehrsbehinderung". Und in der Tat, die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) § 3(2)↗ sagt: "Ohne triftigen Grund dürfen Kraftfahrzeuge nicht so langsam fahren, dass sie den Verkehrsfluss behindern." Aber wenn man mit 80km/h eine Verkehrsbehinderung darstellt, was ist dann mit all den anderen "Verkehrshindernissen", die in Form von LKWs, Wohnmobilen, Fahrzeugen mit Anhänger, Leichtkrafträder etc. auf den Strassen rumfahren? Müssen die dann alle auf die Schiene? Ich wünschte also meine Follower hätten recht. Haben sie aber nicht. 80 km/h sind keine Verkehrsbehinderung und selbst wenn dem so wäre, Klimaschutz wäre ein triftiger Grund.Martin Strobel > home > blog